Leise Töne mit Cello und historischem Clavichord.
Weltmusik – Jazz – Improvisationen – Neue Musik

Fried Dähn – Cello
Patrick Bebelaar – Clavichord
Fried Dähn erhielt zahlreiche Preise für seine Arbeit mit dem elektronischen Cello. Er spielte im Ensemble Modern, Frankfurt, wirkte bei zahlreichen CD Produktionen, arbeitete mit Frank Zappa, Ornette Coleman und Karl-Heinz Stockhausen so wie an der Seite zahlreicher anderer Komponisten.

Alte Mühle und moderne Klänge
LEONBERG – Mit Klavichord und Cello statt Keyboard und elektrischer Gitarre präsentierten Patrick Bebelaar und Fried Dähn am Sonntag in der Lahrensmühle zum “ Tag des offenen Denkmals“ moderne Musik auf alten Instrumenten. Schon die Kombination der Instrumente verriet Experimentierfreude, erst recht das ideenreiche Konzertprogramm. Erst zum zweiten Mal trat das Duo in dieser Besetzung auf.
Von Guntram Zürn
In „Nummer eins“ von Patrick Bebelaar zupfte Dähn am Cello temperamentvoll ein rhythmisch gleich bleibendes, viertöniges Muster, das sich durch verschiedene geteilte Akkorde zog. Darüber entfaltete Bebelaar temperamentvoll vibrierende zumeist einstimmige Motive, deren intensive innere Spannung an eine spanische Gitarre erinnerte. Sein Anschlag bereicherte ein zauberhaftes, einnehmendes Vibrato. Er spielte geschickt mit der Technik seines hundert Jahre alten Instruments. Die Saiten werden beim Klavichord von schmalen metallischen Stäbchen angerissen, die beim Niederdrücken der Tasten emporgehoben werden. Obwohl das Instrument, ohne merklich an klanglicher Qualität einzubüßen, bereits auf doppelte Lautstärke verstärkt war, musste sich Fried Dähn am Cello stets in dynamischer Hinsicht zügeln. Es dominierten leise und zarte Töne, denen die beiden einen bemerkenswerten Verve verliehen.
Eine ganz andere Gitarrentechnik entwickelte Bebelaar in seiner Komposition „Point Of View“. Per Gegenbewegung wandelte er darin ein Motiv aus dem Trauermarsch im zweiten Satz der siebten Sinfonie Ludwig van Beethovens. Er spielte mit dem Gestus der Musik des Meisters. Die zunächst klassisch vertraut anmutenden Akkorde bahnten sich mit packender Intensität ihren Weg in den Jazz. Dazwischen mischte er filigrane Triller. Bebelaar nutzte das Klavichord nicht nur als Melodie-, sondern auch als Rhythmusinstrument. Er griff in den Resonanzboden und schrammte wie bei einer Gitarre den Rhythmus zum virtuosen Melodiespiel Dähns.
Dähn entfaltete ein wahres Feuerwerk an Experimentierfreude. Es gelang ihm eine dichte Atmosphäre orientalischer und asiatisch anmutender Klänge zu erzeugen. Er verlieh dem Anklang seines Instruments einen Charakter, der einer Sitar ähnelte. Sein Spiel mit Obertönen seines Instruments begeisterte. Dähn entwickelte viel, spielte mit den klanglichen Möglichkeiten seines Violoncellos. Er benutzte das Cello als Schlaginstrument, indem er mit dem Bogen auf die Saiten klopfte oder einfach auf den Resonanzkörper trommelte. Er stupfte mit den Fingern auf die Tasten, ja er schob sogar den Bogen unter den Steg und ließ es ordentlich knirschen. Mit Pep und kubanischem Esprit tönte es bei Dähns Komposition „Cuenta me“. Das schwungvolle Stück mit eingängigem Rhythmus kontrastierte geschickt Bebelaars Solo am Klavichord „Mea culpa“ oder seine groovigen Jazzimprovisationen in „Nummer drei“.
Bemerkenswert entfaltete das Duo auf dem voll besetzten Holzboden der Lahrensmühle eine mitreißende kreative Konzertstimmung. Das abwechslungsreiche Programm fesselte durch erfindungsreiche, anregende Kombinationen der klanglichen Möglichkeiten der alten Instrumente für moderne Musik von Jazz über asiatische Klänge bis hin zu kubanischen Pep.
Leonberger Kreiszeitung, 16 September 2003