Bebelaar / Marek

Seit vielen Jahren spielen der international renommierte Steptänzer Thomas Marek und der Stuttgarter Pianist und Komponist Patrick Bebelaar bereits in den unterschiedlichsten Besetzungen zusammen. In ihrem neusten Programm haben sie sich der intensivsten Art des gemeinsamen Musizierens gewidmet: dem Duo.
 Sie verschmelzen die traditionellen Grenzen von Musik und (Step)Tanz, lösen sich von klassischen Songstrukturen und bedienen sich hauptsächlich der musikalischen und tänzerischen Improvisation. Sämtliche traditonellen Konstanten, wie z.B. Timing, Melodie und Thema sind in einem wechselndem, kaleidoskopartigen Fluß.
Ein selten modernes und zeitgemäßes Zusammentreffen von Steptanz und Musik.
Die tänzerischen Improvisationen Thomas Mareks entwickeln eine eigene höchst musikalische Percussionsprache, in der der Tänzer mit seinem ganzen Körper als Musikinstrument arbeitet. Zusammen mit dem avantgardistischen, intensiven und sehr physischem Spiel Bebelaars entwickelt sich vor den Augen der Zuschauer ein spannender Dialog aus Tanz und Musik.

Die Leonberger Kreiszeitung beschrieb diese Performance als „ein selten modernes und zeitgemäßes Zusammentreffen von Steptanz und Musik mit singulärem Charakter“.


Atemberaubende Jam- Session mit Händen und Füßen
Der Jazzpianist Patrick Bebelaar und der Stepptänzer Thomas Marek zeigen im Leonberger Spitalhof eine außergewöhnliche Kunstform
Im Grunde genommen ist das, was Patrick Bebelaar und Thomas Marek am Dienstagabend im Spitalhof auf die Bühne gebracht haben, nichts weiter als ein Jazzkonzert. Und trotzdem ist es ganz anders. Denn Mareks Instrument sind seine Steppschuhe.
Von Gabriele Müller
Wenn sich der in Hamburg lebende Tänzer Thomas Marek bewegt, geht es nicht um Posen und Schrittfolgen im Sinne gewöhnli­cher Choreografie. Vielmehr ist sein gesam­ter Körper im Einsatz, um durch das Zusam­mentreffen von Metallplatten an seinen Schu­hen und dem Bühnenparkett eine Unmenge fein abgestufter Sounds zu schaffen. Auch, wenn er sich ständig bewegt, hat dies mit Tanz im Sinne von Steppgrößen wie Fred Astaire wenig zu tun. Mareks Bewegungen entstehen nicht zur Musik, sondern es ist genau umgekehrt: Um Musik zu erzeugen, leitet er Impulse aus allen Gliedmaßen seines Körpers in die Füße.
Insofern hat das weit gehend improvi­sierte Zusammenspiel des Steppvirtuosen und des Landesjazzpreisträgers Patrick Bebelaar am Klavier eher den Charakter einer Jam-Session mit Piano und Percussion. Gegen Ende der gut einstündigen Vorstellung im nahezu ausverkauften Theater setzt Thomas Marek folgerichtig noch andere Varianten des Geräuschemachens ein, wie Händeklat­schen und Schenkelklopfen.
Seit 15 Jahren kennen sich die beiden Männer und treten gemeinsam auf. Nur so ist es wohl möglich, dass ihre Körper- und Tastenkunst sich im spontanen Zusammen­spiel auf so homogene Weise miteinander verzahnt, wie es bei ihrem Leonbergs Auftritt zu beobachten ist. Und das, obwohl Marek die Nacht zuvor staubedingt im Auto verbringen musste und Bebelaar gesundheit­lich recht angeschlagen ist. Im vergangenen Jahr sind sie gemeinsam beim New-York­Tap-Festival aufgetreten, wo es traditionellen Tanz im Broadway-Stil ebenso gab wie avant­gardistische Performances. Aber was die bei­den gemeinsam vor den Augen und Ohren ihres Publikums entstehen lassen, hat singulä­ren Charakter.
Mit kreisenden Slides strukturiert der Tänzer seine Darbietung, formt damit Anfang und Schluss und setzt zwischendurch immer wieder Zäsuren. Die Zwischenräume füllt er mit Schrittfolgen in einer so atemberauben­den Geschwindigkeit, dass ein genaues Ver­folgen der Patterns unmöglich ist – bei aller bewundernswerten Präzision der Ausfüh­rung. Schier unglaublich ist, welchen Nuan­cenreichtum er bei alledem den Metallplat­ten an seinen Füßen entlockt. Kaum wahr­nehmbares Tippen produziert er ebenso mü­helos wie nicht enden wollende Trommel­feuer von Shuffles, Heels, Pullbacks und Toes. Dazwischen setzt er dann noch gegenläufige Akzente. Patrick Bebelaar, der neben seinen vielen anderen Aktivitäten an der Leonberger Jugendmusikschule unterrichtet, verfolgt da­bei aufmerksam mit Augen und Ohren die Schritte seines Partners, nimmt die Impulse am Klavier auf, spinnt sie fort und bietet selbst auch immer wieder neue an. Dann ist Marek derjenige, der reagiert. Von einfachen Klangakzenten bis hin zu Swing-, Samba und Tangovariationen entsteht so im Zusammen­spiel immer wieder anderes, Neues.
Eine spannende Angelegenheit, die erst gegen Ende lockeren Charakter bekommt und sowohl den beiden Künstlern als auch dem Publikum großen Spaß macht. Obwohl Mareks Hemd klatschnass am Körper klebt, fordern die begeisterten Leonberger zwei Zugaben. Zuletzt gibt es einen Csardas. Ver­schmitzt wird Bebelaar schneller und schnel­ler und fordert damit erstmals seinen Partner aktiv heraus. Und Marek? Lässt amüsiert das Metall seiner Schuhe aufs Parkett donnern, als hätten sie eben erst begonnen.
Leonberger Kreiszeitung