Limes X: Limes X
Limes X: Es geht eine dunkle Wolke
Limes X: plus one

Die jüngste CD der Gruppe Limes X „Es geht eine dunkle Wolke“ sorgte für großes Aufsehen in Deutschland. Sie wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert und im Rahmen zahlreicher Konzerte, Radiomitschnitten und Auslandtourneen begeistert aufgenommen.
„Erstklassiger Jazz aus Deutschland. Wir müssen uns um die Zukunft des Jazz keine Sorgen machent.“ 
(Frankfurter Rundschau)
„Mit der Magie eines vernöstlichen Mantras strebt Limes für X gegen Unendlich.“ 
(Audio, Deutschland)
„Eine im Angesicht der verlorenen Paradiese melancholisch geratene imaginäre Folklore bricht sich da bahn“
(Münchener Jazz Zeitung)
„Es scheint ein ganz besonderer, weil unsichtbarer Grenzwall zwischen Volksmusik und Jazz zu existieren. Das Stuttgarter Trio „Lirnes X“ hat ihn sehr konsequent – und vielleicht endgültig niedergerissen.“
(Bremer Nachrichten)
„Konzert des Monats“ 
(Die Norddeutsche)
Bereits bei ihrer ersten CD „Limes X“, gelang es den drei Stuttgarter Musikern mit einem ausgefallenen Konzept deutschlandweit auf sich und ihre Musik aufmerksam zu machen.
Ihre Worldjazz-Konzept haben sie auch konsequent bei ihren jüngsten CD verwirklicht.
Dieses Mal haben sie sich europäischen Volksliedern gewidmet, deren Entstehung bis in das Mittelalter zurückreicht.
Beeindruckend wurden die Kompositionen in die musikalische Sprache der Gruppen umgesetzt und lassen sie in neuem Licht erscheinen; Zeitgemäß und zeitgerecht werden die Stücke in ihrer Aktualität wahr- und ernstgenommen.
Bernd Settelmeyer (drums/perc) studierte bei Pierre Favre an der Hochschule für Musik in Stuttgart. Er hat sich einen Namen als Schlagzeuger gemacht und spielte auf CDs neben so internationalen Größen wie Fred Frith und Maria Joaõ.
Frank Kroll (Sax) studierte bei Bernd Konrad, Dave Liebmann und Richie Beirach. Er entwickelte einen eigenen Instrumentalstil, der von verschiedenen Kulturen beeinflusst, ihn zu einem der außergewöhnlichsten Saxofonisten Deutschlands zählen lassen. Als solcher spielt er auch in den Projekten Piere Favres oder Michel Godars mit. 2003 wurde Kroll mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

plus one:
anywhere far (1991)von Jürgen Bräuninger und Ulrich Süße
Das gesamte elektroakustische Klangmaterial der Zuspielung ist südafrikanischen Ursprungs. Es besteht im Einzelnen aus Musikinstrumenten(Timbila, Mbira, Kuduhörner), Umweltgeräuschen (Meeresbrandung, Baumfrösche, Insekten, Vögel) sowie einem Ausschnitt ausder Rede Nise Malanges (siehe unten) zum ersten Kulturkongress von KwaZulu-Natal in Durban, 1991, welcher der Komposition ihren Titel gab. Kompositorisch wurde versucht diese afrikanischen mit europäischen Klangspektren zu vermischen indem Limes X sowohl die Zuspielung kommentieren als auch die graphische Partitur von Jürgen Kleinmann (siehe Abbildung) improvisatorisch realisieren. Die Zuspielung entstand im Gerald Lapierre Studio der University of Natal, Durban und im Studio für Elektronische Musik der Musikhochschule Stuttgart in Zusammenarbeit mit Matthias Schneider.
“ … seqoqwana elincane ube sezandleni zabantu bakuleli lase South Afrika“… ein kleines Bündel sei in den Händen der Menschen von Südafrika „Unkulunkulu wasidala saba nje, uyabona? Kukhona omfishane, kukhona omude, khukona ophakathi, njengesandla sakho nje. You don’t have to go anywhere far. Akudingi ukuthi uze ucabange ujule. Kufanele ubone nje nawe, ubuke isandla sakho, ubone ukhuti … „Gott hat uns so geschaffen wie wir aussehen, nicht wahr. Es gibt kleine und große und solche dazwischen, ganz wie die Finger eurer Hände. Das ist nicht weit hergeholt. Schaut einfach auf eure Hände und erkennt, dass die Finger nicht gleich groß sind. Dasselbe gilt für unsere Gebräuche …
„Limes X plus one“ (2003)für Limes X und Zuspielung von Ulrich Süße Der Titel „Limes X plus one“ ist eine Anspielung auf die amerikanische Serie „Music minus one“, bei der in den 70er Jahren vorwiegend berühmte klassische Solokonzerte ohne Solo aufgenommen wurden (z. B. Brahms Klavierkonzert Nr.2, B-Dur, opus 83 ohne Klavier).Man konnte dann (daheim) eine Konzertsituation simulieren und als Solist agieren/üben, begleitet von einem Zuspielmedium (damals: Schallplatte). Diese Serie hat sich nicht durchgesetzt: es gab keinen Raum zur Entfaltung des Solisten, da die Zuspielung immer gleich blieb. Ähnliche Negativsymptome gibt es bei elektronischer Musik: das Klangspektrum wird zwar immens erweitert, aber die Starrheit der immergleichen Ab- (und) Zuspielung zwingt die aktiv dazuspielenden Musiker in eine Jacke, welche sie sich zum Anziehen nicht ausgesucht hatten. Die Konzeption von „….plus one“ befreit nun von Zwangsjacken: Musiker wie“Limes X_ werden in ihrer freien Aktion aufgenommen. Das Resultat wird im Studio bearbeitet (die Arbeit des Komponisten). In einer neuen musikalischen Aktion spielt „Limes X“zusammen mit einem neuen Spieler („plus one_), dem Komponisten, welcher aus ihren (Limes X) eigenen Klängen ein Repertoire von Klangereignissen geschaffen hat, das nun mittels flexibler CD-Zuspielung zur Anwendung kommt.Flexible CD-Zuspielung heisst: nicht die tracks von Nr.1 bis Nr.12 abzuspielen, sondern je nach Lage der musikalischen Situation einen (mit dem Ohr) ausgesuchten track begleitend dazuspielen, oder mit einem anderen track leitend einzuleiten, oder manchmal nur Teile der tracks beitragen, oder einen track auch überhaupt nicht spielen…. Diese gleichberechtigte Interaktion ermöglicht es, die Starrheit der Elektronik aufzulösen und das Zusammenspiel von „Limes X_ und ihrem elektronischen Partner zu einem „plus“ Ereignis zu machen.Freunde haben mir geraten, die Komposition „Limx+1“ zu nennen – zu deren Ehren werde ich diese mathematische Version als Untertitel führen. LIMES X
plus one:
Jürgen Bräuninger – Komposition
Ullrich Süße – Komposition

Presse:
Lines X:

Mit Patrick Bebelaar betritt ein Riesentalent die deutsche Jazzszene. Frisch, frech und virtuos spielt er Klavier. Seine Triomusik mit dem Schlagzeuger Bernd Settelmeyer und dem Saxophonisten Frank Kroll entwickelt eine gewaltige Sogwirkung. Mit der Magie eines fernöstlichen Mantras strebt „Limes Für X Gegen Unendlich“. Auch in den übrigen Stücken ergänzen sich meditative Passagen, ein nervöser Puls und Melodien mit Ohrwurm-Qualitäten zu beseelten Klangreisen. Dabei sind enorme Energie, Sensibilität, Anspannung wie Entspannungzuspüren.
(WS, Audio, 6/97)


Erstklassiger Jazz im Trio auch aus Deutschland. Frank Kroll (sax), Patrick Bebelaar (p) und Bernd Settelmeyer (dr, perc), Absolventen der Stuttgarter Musikhochschule, die sich als Gruppe „Limes X“ nennen, sind gerade zwischen 32 und 25 Jahre alt. Ihre Kammermusik ist größtenteils introvertiert (Titel wie „Fragile“, „Lufthauch“ auch „Qpen Lines“ oder Reconciliacaó deuten das an), ohne sich in prätentiöse Mystik zu verlieren. Sie changiert zwischen Tonalität und Atonalität, zwischen traditioneller Form und freien Improvisationen und spielt mit diversen Rhythmen. Da gibt es Anklänge an Garbarek und Jarrett, an Folklore und an den Blues. Die drei Instrumente sind gleichberechtigt, die Perkussion hat nicht bloß dienende Funktion. Die Ernsthaftigkeit dieses kollektiven Musizierens wird auch durch gelegentliche witzige Pointen nicht in Frage gestellt. Die zwölf Kompositionen stammen allesamt von den drei Solisten. Uns muß um den Jazz nicht bange sein, solange es solchen Nachwuchs gibt.
(Thomas Rothschild ,Frankfurter Rundschau, 12.6.97)


Zusammengebracht hat sie die Stuttgarter Musikhochschule. Das Debutalbüm von Limes X, wie sich Pianist Patrick Bebelaar, Perkussionist Bernd Settelmeyer und Frank Kroll am Sopransax nennen, weist aber weit über diesen Rahmen hinaus. Nehmen sie im Bandnamen auf die alten Römer Bezug, konterkarieren sie diese Anspielung an eine starre, befestigte Grenzziehung mit ihrer stilistisch, kaum eingrenzbaren Musik gleich wieder. Steeldrums, die zart und zurückgenommen mit einer weichen Melodie auf dem Sopran kommunizieren, das klingt verschroben. Auch in der Instrumentenliste ist mit dem altertümlichen Mono- und dem Clavichord, der pittoresken Schlitztrommel und Wavedrum Verschrobenes zu finden. Es macht aber hörbar Sinn und enthält interessante Entdeckungen. Häufig bevorzugt das Trio eine ruhige Gangart, baut in langen Bögen meditative Stimmungen auf, die sich in wuchtigen Blockakkorden am Piano entladen. Formal und stilistisch erschließen sich die Jungjazzer Freiräume, die sie mit blendenden solistischen Fähigkeiten, einem bemerkenswerten Zusammenspiel und originellen, manchmal richtig witzigen Einfällen („Na, Sie Goreng“) ausfüllen.
(Michael Scheiner, Jazzpodium, 6.97)


Bei Limes X tragen alle drei Mitglieder zum Repertoire bei, in dem verschiedene Persönlichkeiten erkennbar zusammenwirken. Der Pianist Patrick Bebelaar, der Sopransaxofonist Frank Kroll und der Perkussionist Bernd Settelmeyer lassen sich von den disparaten Elementen nicht aus ihrem Konzept bringen: Indische und indonesische Klänge und tänzerische Rhythmen vom Balkan sind ihnen ebenso vertraut wie die Vertracktheiten der zeitgenössischen
Kammermusik – aber immer phrasiert mit genauem Jazzfeeling und neugieriger Freude am improvisierten Vorstoß ins Unbekannte. Eine, Angesicht der verlorenen Paradiese melancholisch geratende imaginäre Folklore, bricht sich da bahn.
(Jazz Zeitung München, 3/97)


Spannende musikalische Auseinandersetzung Spiel ohne Grenzen: Jazztrio „Limes-X“ zwischen sphärischer Leichtigkeit und heftigen Klangattacken
Wie reiselustige und offen für Neues Pianist Patrick Bebelaar, Schlagzeuger Bernd Settelmeyer und Saxofonist frank Kroll alias dem Stuttgarter Jazztrio „Limes X“ in den vergangenen Jahren war zeigte es sich auch beim Auftritt am Samstag abend im Pfullendorfer Felsenkeller. Das Konzert bot eine spannende Auseinandersetzung mit Musikformen fremder Kulturkreise. Limes bedeutet im Lateinischen „die Grenze“, und eine solche schien zumindest stilistisch für die Musiker nicht zu existieren.
Nichts Konfentionelles – Wer konventionellen Jazz erwartet hatte, sah sich durch das Spiel von Frank Kroll mit etwas völlig Eigenem konfrontiert, in dem der Jazz nur noch als Plattform für Trips durch verschiedene Kulturen der Welt diente. Indische Musik war da herauszuhören, Orientalisches, aber auch Einflüsse von Klezmer und der Roma-Musik. Schlagwerker Bernd Settelmeyer. brachte mit zusätzlichen Instrumenten, wie der afrikanischen Schlitztrommel, neue exotische Klangfarben ins Spiel.
Nur einige Notenblätter brauchte Patrick Bebelaar, um den Klang des Klaviers auf interessante Weise zu verfremden. Er spannte einfach ein paar Notenblätter zwischen die Saiten und erreichte dadurch einen vibrierenden Effekt. Frank Krolls Saxofonsound wurde durch ammutende Klangattacken aufgebrochen. Momente, in denen die Musiker regelrecht mit ihren Instrumenten zuverschmelzen schienen, so intensiv wurden diese bearbeitet. Im kollektiven Spiel verstanden sich die Drei blind. Fünf Jahre Zusammenarbeit in der gleichen Besetzung machten sich hier angenehm bemerkbar. Bebelaar, Kroll und Settelmeyer musizierten mit multikultureller Botschaft. Ihre Musik vermag Bilder und Stimmungen zu vermitteln, die auch ohne Worte weltweit verstanden werden können.
Bald wird von „Limes X“ wieder Neues unter ganz anderen Vorzeichen hören. Auf der in Kürze erscheinenden neuen CD befaßt sich das experimentierfreudige Trio ausschließlich mit mittelalterlicher Volksmusik. Wer Appetit auf das bisherige Wirken der Band bekommen hat, kann über den Vertrieb Fenn-Music-Service die CD „Limes X“ bestellen. Von diesem Album waren im Felsenkeller einige Stücke zu hören.
(MICHAEL HEPP, Südkurier, 15.3.99)


Sprudelnd
Dieselstraße: Graeter/Bürck, Limes X
… Bei der zweiten Gruppe des Abends, dem Trio Limes X, fielen dann umso deutlicher die klare Strukturierung, die abwechslungsreiche Form, die vielfältige Stilistik und die unterschwellige Geborgenheit in der Jazztradition auf. Pianist Patrick Bebelaar, der sich auch als Begleiter des Steptänzers Thomas Marek einen Namen gemacht hat, der sensible Schlagwerker Bernd Settelmeyer und der lyrische Sopransaxophonist Frank Kroll bilden ein Trio, das sich von Vorbildern frei zu machen versucht und eine stilistische Nonkonformität anstrebt, die nicht in beliebiger Weltmusik versendet.
So gelingt ihnen ein Mix zwischen Jazz, Raga und europäischem Bewußtsein von durchaus eigenem Erkennungswert. Patrick Bebelaar selbst entfaltet dabei in seinen solistischen Passagen dramatische pianistische Effekte.
(lind, Esslinger Zeitung)


Die 15. Internationalen Theaterhaus – Jazztage sind eröffnet
… Limes X, eine junge Band, eröffnet das Festivall fulminant. Jazz der rauen Sorte wurde vorgestellt. Aus den Bruchstellen blühten unverhoffte Lyrismen: wohltuend wie eine Frühlingswiese nach einer Autobahnfahrt. ….
Stuttgarter Nachrichten, 8/5/`99


Stuttgart – eine Hochburg
Der Auftakt der 15. Theaterhaus – Jazztage in Wangen
…. Patrick Bebelaar, der junge Freche in Stuttgarts Szene, wuselte mit den Fingern, Ellbogen und sogar der Ferse über die Tasten des Flügels – aber nicht zur Show, sondern weil es der brodelnden Musik des Trios Limes X diente. Großartig, wie der Wirbelwind am Flügel, der Saxofonist Frank Kroll und der Schlagzeuger Bernd Settelmeyer dichte Cluster woben und auflösten, wie sie markante Grooves und leise Balladen, wilde Extase und lyrische Melodien verbanden. Die Souveränität, mit der sie sich über Stilgrenzen hinwegsetzten, machte sie zu einer erfrischenden Ausnahme in der gelegentlich allzu vorsichtig gewordenen deutschen Jazzszene..
Stuttgarter Zeitung, 8/5/`99


Pressestimmen zu Limes X, es geht eine dunkle Wolke

Jazzbearbeitungen von Volksliedern sind seit Dieter Ilg ein gewisser Trend in deutschen Landen. Mit Klavier, Saxophon, Bassclarinette und Perkussion präsentiert nun auch das Trio „Limes X“ Volkslieder aus verschiedenen europäischen Ländern und Zeiten. Das Titellied stammt vom Ende des 30-Jährigen Kriegs. Noch älter Ist „Es Ist ein Schnitter, heißt der Tod“. Rundum gekonnt diese pinzettenfein getupften, jazzoiden Miniaturen, die musikalische Intensität geht eine erstaunliche Verbindung mit der Langsamkeit ein. Wie einst bei Jimmy Griffin entfaltet sich alles jenseits des großen Drives.
(Klaus Robert Bachmann, Badische Zeitung)


Solche Musik müßte eigentlich viele Fans haben: Alte Volksweisen aus verschiedenen Ländern, darunter auch die bekannten deutschen „Es geht eine dunkle Wolke“, „Ich hört ein Sichlein rauschen““, „Es ist ein Schnittet heißt der Tod“, gekleidet in das Klanggewand aus Klavier-, diversen Saxofon- und Perkussionsfarben und arrangiert, wie man es mit Vorliebe im kirchenmusikalischen Studium lernt, wenn es um die Kreation von Choralvorspielen geht: eng bei der Melodie bleiben, ihre einzelnen Segmente freilegen, mit diesen spielen auch übereinander lagern in verschiedenen Tempi, dann und wann den Text ausdeuten durchaus mit experimentellen Mitteln aber nicht zu viel, keineswegs den Hörer mit zu vielen ungewohnten Tonerzeugungen irritieren oder ihn gar mit komplizierten Strukturen irritieren. Die Bearbeitung sollte schön dem Accessoiregedanken verhaftet bleiben, auch im improvisatorichen Bereich, denn in ihre Arrangements streuen die drei Musiker von Limes X Fantasien ein, die so wirken, als entstammten sie einer streng funktional orientierten Musikschule. Wer zufällig mal der Disc „Es geht eine dunkle Wolke“ begegnet kann hineinhören, wie die elf europäischen Sichleins hier rauschen, und sich über seine Kenntnis der Originale freuen.
(Stefan Fricke, Neue Zeitschrift für Musik)


Balladen mit Sense
Die neue CD von Limes X
Das Titelbild erzählt viel. Rechts außen wetzt Schnitter Tod die Sense, während links von ihm unbeschwert dreinschauende Mädchen und ein Kind Obst ernten, singen und einen Kranz flechten. Eine ähnliche Ambivalenz prägt auch die Musik auf der CD „Es geht eine dunkle Wolke“ der Stuttgarter Formation Limes X.
Düster beginnt sie mit dem Volkslied „Ich hörte ein Sichlein rauschen“. Hier entsteht keine Idylle, sondern ein tragisch-realistisches Abbild eines Kontinents, dessen jüngere Geschichte neben Liebe und Glück auch Schmerz und Zerstörung bestimmten. Nach Melodien aus Rumänien, Flandern, Finnland, Griechenland, Rußland und Deutschland erreicht die CD schließlich das Titelstück aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, das die Gruppe Limes X als düstere Ballade mit schmerzlich geräuschhaften musikalischen Momenten gestaltet.
Die drei Musiker, allesamt Absolventen des Jazzstudiengangs der Stuttgarter Musikhochschule, beziehen sich ausschließlich auf europäische Themen und verzichten auf die häufig gespielten amerikanischen Jazzstandards. Mit diesen Stücken vollziehen sie nach, was die amerikanischen Kollegen mit Songs vom Broadway vormachten: Sie verschafften ihnen neue harmonische Gewänder und nutzten sie als Ausgangsmaterial für Improvisationen.
Das finnische „Taivas on sininen ja valkoinen“ groovt hart und kantig, und im deutschen „Es ist ein Schnitter heißt der Tod“ interpretieren Frank Kroll auf dem Sopransaxofon, der Percussionist Bernd Settelmeyer und der Pianist Patrick Bebelaar als Zwitter aus mittelalterlichem Flair und wüster Zerstörung. Auch die übrigen Volksliedbearbeitungen der drei erzählen die Geschichten von Liebe, Schmerz und Tod.
(SZ, 17.8.01) LIMES X


Volkslieder im Haltbarkeitstest
Stuttgarter Trio „Limes X“ im KITO
Von unserem Mitarbeiter
Christian Einigholz
Ein deutsches Jazztrio, das sich ausführlich mit europäischen Volksliedern (und einem deutlichen Gewicht auf deutschen) auseinandersetzt, ist zwar nicht unbedingt eine Sensation, aber schon ziemlich ungewöhnlich. Mit einem solchen Programm trat „Limes X“ jetzt im gut besuchten Vegesacker KITO auf.
Im amerikanischen Jazz ist es mehr als üblich, aus dem durch die vielen Einwanderernationalitäten ohnehin weit gestreuten Spektrum verschiedenster Volksmusiken zu schöpfen, sie zum thematischen Ausgangspunkt ausgedehnter improvisatorischer Ausflüge zu machen. Im europäischen Jazz ist das dagegen eher die Ausnahme, sieht man einmal von nordischen Jazzern ab wie der schwedischen Gruppe „Mwendo Dawa“ oder der finnischen Band „Piirpauke „, um nur zwei Beispiele zu nennen, deren Verbundenheit mit der heimatlichen Folklore so stark war, daß sich diese immer wieder in ihrem Jazz wiederfindet.
Für deutsche Jazzer scheint – vor allen Dingen durch den Mißbrauch während des Faschismus,
womöglich auch wegen der lieblosen Behandlung in einschlägigen Musikantenstadeln – ein ganz besonderer, weil unsichtbarer Grenzwall zwischen Volksmusik und Jazz zu existieren. Das Stuttgarter Trio „Lirnes X“ hat ihn sehr konsequent – und vielleicht endgültig niedergerissen.
Patrick Bebelaar (Piano), Frank Kroll (Sopransaxofon, Baßklarinette) und Bernd Settelmeyer (Schlagzeug, Steeldrum, Perkussion) benutzen dabei sehr zielstrebig das Jazzidion: Die Volksmusikmotive werden knapp angerissen, auch schon einmal vollständig ausgespielt, aber dann ausführlich hinterfragt. Sie werden also in ihre Bestandteile zerlegt, von rhythmischen Vorgaben befreit und in den eigenen Puls des Trios übersetzt, mit emotionalen oder äußerst lyrischpen Jazzphrasierungen konfrontiert, aber auch in minimalistischen Patterns eingebettet, somit einem Haltbarkeitstest unterzogen.
Gelegentlich wendet das Trio dazu kleine Kunstgriffe an wie beim russischen „Lied der Wolgaschlepper“, das sie so angelegentlich auf Mussorgskys „Bydlo“, den Ochsenkarren aus den „Bildern einer Ausstellung“, prallen lassen, daß der schwerfällige Prozeß des Ziehens plastisch veranschaulicht wird. Bei anderen Stücken setzt „Limes X“ auf elementare Wucht, realisiert mit fulminanten Trümmerklängen von Schlagzeug und Piano die drohenden Landsknechtstrommeln, während das Saxofon die Melodie ganz schlicht darüber legt. Das Trio interpretiert viele seiner Stücke mit geradezu filmischen Mitteln, operiert mit Überblendungen, harten Schnitten und langsamen Zooms auf das Herzstück des Themas.
Während die Volksliedbe- und -verarbeitungen trotz aller Freiheit der tonalen (und auch atonalen) Sprache intensiv um das jeweilige Lied kreisen, kann“ Limes X“ aber auch ganz anders in Grenzwertbereiche verstoßen: Die in das Programm eingebauten Eigenkompositionen sind formal nicht so streng gebaut, hier läßt das Trio los, während da mit großer Konzentration die komplexen Texturen interpretiert werden. So kreist ein Titel wie „For those I left behind“ intensiv um repetive Floskeln oder das fulminante „Keep at it“ verkreuzt die Sprache des Cool Jazz á la Tristano mit dramatischer Free-Motivik. „Limes X“ ist ein technisch wie musikalisch auf hohem Niveau spielendes Trio, das vor allen Dingen von der großen Dialogbereitschaft aller Musiker lebt. Ein hervorragendes Konzert.
(Bremer Nachrichten, 8.1.01)


Von der Unendlichkeit absoluter Spiellaune
Die Stuttgarter Formation Limes X brillierte im KITO mit Folk-Jazz / Rebroff meets Ornette Coleman
Von unserem Mitarbeiter Albrecht-Joachim Bahr
Vegesack. Von wegen, „die launenhafte und skurrile World-Jazz-Music des international arbeitenden Trios passt in keine der gängigen Schubladen.“ Diese Selbsteinschätzung der Musiker Frank Kroll (Saxofon), Patrick Bebelaar (Klavier) und Bernd Settelmeyer (Schlagzeug) bedarf dringendst einer Korrektur. Denn was sich da unter dem Namen Limes X abspielt, gehört in die Schublade, auf der ganz groß „Freude am Musizieren“ draufsteht. Leider waren es am Freitag im KITO nur etwas mehr als 50 Zuhörer, die sich davon überzeugen konnten, daß Limes X auch bedeuten kann: … strebt gegen die Unendlichkeit absoluter Spiellaune!
Nun reicht Freude an der Musik allein natürlich nicht aus, um ein Spitzenkonzert zu absolvieren. Daneben bedarf es auch einer profunden Ausbildung (haben sie), Spielerfahrung mit internationalen Jazzgrößen (haben sie auch) und umfassenden musikalischen Wissens (haben sie erst recht). Wenn dann noch Witz, Fingerspitzengefühl in Geschmacksfragen und ein Abend hinzukommt, an dem alles, aber einfach auch alles läuft, dann gibt es eben das Konzert des Monats, auch wenn dieser noch keine fünf Tage alt ist. Was Limes X boten, war eine geografische Zeitreise durch die Musikgeschichte. Bis ins Mittelalter ging diese Reise, auf der sie Flandern, Schweden, Finnland, Rußland und den Balkan streiften. Im Gepäck hatten sie also Lieder aus fernen Zeiten und Regionen. Darunter aber auch deutsche aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Wer jedoch erwartete, daß jetzt reine Folklore zum Besten gegeben würde, irrte. Denn alles wurde hemmungslos gekonnt durch den Jazz gezogen.
Allein diese Mixtur hebt Limes X vom herkömmlichen l’art pour l’art-Jazz ab. Jede dieser Transformationen fand in ihrer traditionellen Melodie, Rhythmik oder Harmonie eine feste Grundlage, über der es sich in welcher Art auch immer – cool, free oder semiklassisch – vorzüglich musizieren ließ, ohne sich in substanzlosen Kunstgebilden zu verzetteln. Und das Beste daran war, daß auch die Eigenkompositionen sich nahtlos in diese Stimmung einfügten.
Höhepunkt des Konzertes? Es gab keinen. Denn das Niveau blieb konstant spitze. Von Anfang an war es pure Lust, den Dreien zuzuhören. Auch oder gerade dann, wenn sich vermeintliche Schwächen zeigten, die sich aber nur deswegen einzuschleichen schienen, um die darauffolgenden starken Momente noch mehr hervorzuheben. Es hätte schließlich auch ein Pseudo-Rachmaninoff-Abend werden können, wie man nach dem Klavier-Intro hätte glauben können. Wurde es aber nicht. Nicht mit diesen Kieksern auf dem Sopransaxofon, nicht mit Steeldrum oder Marimba-Box. Auch nicht mit diesem außerordentlich wandlungsfähigen Pianisten.
Wer aber auf einen Höhepunkt nicht verzichten will, dem sei geholfen: Mit den Wolgaschiffem („Ehj nehnjem“) gab es eine gnadenlose Jazz-Wiedergutmachung für alle Iwan-Rebroff-Geschädigten, gab es “ Schiwago “ á la Ornette Coleman. Wenn es aber doch einen Höhepunkt zu vermelden gibt, sei auch auf eine etwas schwächelnde Passage hingewiesen, auf den Ausflug in bulgarische Gefilde. Darauf kann man nur antworten: Vorsicht! Wenn man einmal nur einen bulgarischen Schlagzeuger erlebt hat, der es gleichzeitig auf drei! Metren bringt, dann weiß man, wie dünn das Eis ist, auf das man sich hier begibt, auch wenn der angekündigte 13/16tel Takt weitestgehend eingehalten schien.
Radio Bremen war übrigens auch da und hat nicht nur für Irritationen gesorgt (Mikrofon-Tausch im laufenden Stück), sondern für einen – hoffentlich – gelungenen Mitschnitt, der am 7. März auf dem 2. Hörfunkprogramm gesendet wird.
(Die Norddeutsche, 8.1.01)


Presse zu Limes X Plus One:
Klassieke Klanke
Stephanus Muller
Elektroniese vermenging bly ondermynend
DAAR is ’n beskeie (en verbasend subversiewe) geskiedenis van elektroniese musiek in Suid-Afrika. ’n Mens dink aan Roelof Temmingh se Selle (1980) wat destyds deur die SAUK aangevra is maar nooit uitgesaai is nie — vermoedelik omdat Breyten Breytenbach se stem in die elektroniese montage gebruik is.
As jong man het Temmingh gaan studeer by een van die grootste elektroniese eksperimentaliste in Darmstadt, Karlheinz Stockhausen. Stockhausen het Suid-Afrika in die vroeg-sewentigerjare as ’n spesiale gas van die SAUK besoek, waar hy lewende radio-lesings oor sy musiek aangebied het. Tydens een van hierdie uitsendings het hy begin praat oor hoe musikale materiaal saamsmelt en het hy verklaar dat integrasie eerder as suiwer musikale essensies nagestreef moes word. Dinge kon net interessant word wanneer dit begin vermeng, aldus Stockhausen. ’n Bron van daardie tyd vertel hoe ’n belangrike SAUK-amptenaar benoude bewegings met sy wysvinger teen sy keel begin maak het („Sny! Sny!“) in die rigting van die kontolekamer. Daar is egter ’n blinde oog na hom gekeer , en die uitsending het ongesteurd voortgegaan.
Hierdie anekdote laat ’n mens dink aan die „vloei“ en vermenging waarvan J.M. Coetzee skryf in sy opstel oor die apartheids-akademikus Geoffrey Cronjé in „Giving Offense: Essays on censorship“. En aan ’n ander elektroniese eks periment in 1958, toe die Nederlandse komponis Henk Badings ’n radiofoniese opera in Suid-Afrika kom aanbied het geskoei op ’n libretto van N.P. Van Wyk Louw. Asterion is die verhaal van ’n jong magiër wat alle beweging en lewe gestol het in rein en suiwer vorm. Water het opgehou vloei, en tyd ook. Uiteindelik moes hy sterf sodat (sterflike) lewe herstel kon word.
Die Universiteit van Natal is een van slegs twee tersiêre musiekinstellings waar „elektroniese“ musiek in SuidAfrika vandag ernstig gekomponeer word (die ander is Stellenbosch, waar Theo Herbst se sistematies-intellektuele belangstelling in tegnologie ’n ander moontlikheid as die meer speels-eklektiese Natal-praktyk daarstel). Tesame met sy oud-leermeester, die Stuttgartgebaseerde Ulrich Süsse, het prof. Jürgen Bräuninger van Natal in 2003 ’n CD laat verskyn getiteld Limes X plus one (dml-records CD-018). Limes X is ’n triovan Patrick Bebelaar (klavier), Fank Kroll (saxofoon en basklarinet) en Bernd Settelmeyer (perkussie). Die „plus one“ van die titel verwys na Süsse in die komposisie waaraan die titel van die CD ontleen is.
Die enigste ander komposisie op die CD is „anywhere far“ van 1991, ’n kollaboratiewe projek tussen Bräuninger en Süsse. Die elektro-akoestiese opnamemateriaal van dié komposisie is SuidAfrikaans van oorsprong: musiekinstrumente soos die timbila, mbira, koedoehoring; omgewingsgeluide soos branders, insekte, voëls; en ’n fragment van ’n toespraak deur Nise Malange by die eerste Kultuurkongres van Kwazulu-Natal in Durban in 1991.
In die komposisie word gepoog om die Afrika-klanke met Europese klanke te vermeng (terug by vermenging) deurdat Limes X op die opgeneemde klanke kommentaar lewer, terwyl hulle ook die grafiese partituur van Jürgen Kleinmann wat verskyn op die CD-omslag en in die CD-notas improvisatories te realiseer. Die opnames is gemaak in die Gerald Lapierre Studio van die Universiteit van Natal en die Studio für Elektronische Musik der Musikhochschule Stuttgart in samewerking met Matthias Schneider.
Limes X is ’n uitstekende trio wat ’n musikale ruimte inklee tussen ’n radikale musikale fragmentasie en jazz-improvisasie. „anywhere far“ is ’n sewedelige werk en die elektronies-gemanipuleerde klanke word telkens eerste gerangskik. Die instrumentaliste van Limes X neem as yl agtergrondskommentaar deel, waarna elke deel eindig met ’n sessie waarin die instrumentaliste alleen optree. Die patroon verander van deel vyf, en die twee musikale klankgroepe integreer meer. Steeds genotvolle musiek, wat in 1991 ook ’n gekontesteerde politieke visie van vermenging en deregulasie sou wees.
Die Burger, Maandag 27 September 2004, p8