BEBELAAR / FONDA / JOOS

Bereits 2005 lernten sich Patrick Bebelaar und Joe Fonda beim New Yorker Tap Festival kennen. Obwohl sie immer den Kontakt aufrechterhielten, ergab sich erst im März 2009 erneut die Möglichkeit wieder miteinander zu musizieren. Erneut in New York trafen sich beide Musiker zu Konzerten. Bereits zwei Monate später entstand mit dem Fagottisten Mike Rabinowitz die Trio-CD „The Four ´O Clock Session“. Die Fachzeitschrift Audio schreibt über diese CD: „Es war wie in den 1960gern. Nur besser!“
Seit 2010 gibt es auch die europäische Variante des Trios, nämlich mit Herbert Joos.

mit Joe Fonda

Joe Fonda gehört zu den bekanntesten Bassisten der USA. Er spielte mit den Größten des Jazz, wie Archie Shepp, Kenny Barron, Leo Smith, Perry Robinson, Dave Douglas, Curtis Fuller, Mark Whitecage, and Bill Dixon. Weit mehr als100CDs sind mit ihm erschienen. Besonders Aufsehen erregend ist allerdings seine langjährige Zusammenarbeit mit Anthony Braxton. Mit dessen Besetzungen, aber auch im Duo sind unzählige Aufnahmen und CDs entstanden. Zurzeit spielt Fonda vor allem mit dem FAB Trio, featuring Joe Fonda, Barry Altschul, und Billy Bang.

Herbert Joos hat nicht nur den Jazzpreis des SWF bekommen, er hat sich auch als jahrelanger Solist des „Vienna Art Orchesters“ weltweit einen Namen gemacht. Er ist Mitglied der ständigen Südpool-Besetzung und spielte zahlreiche CDs unter eigenem Namen ein, unter anderem auch für das renommierte Münchener Label ECM, für die er zusammen mit den Stuttgarter Symphoniekern aufnahm. Zur Zeit bei Michel Godards „Cousins Germains“ und beim renommierten „Orchestre National de Jazz“.

Patrick Bebelaar zählt zu Deutschlands renommiertesten Pianisten. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er komponierte im Auftrag der Internationale Bachakademie (2002/2005,2008), des Deutschen Literaturarchivs, der Stadt Esslingen u.v.a., arbeitet seit vielen Jahren mit internationalen
Kollegen wie Michel Godard, Joe Fonda, Carol Rizzo, Dieter Ilg, Herbert Joos, Günter Lenz,
Pandit Prakash Maharaj, Pandit Vikash Mahraj, Mike Rabinowitz, Mike Rossi, Hakim Ludin, u.v.a.


Drei musikalische Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Mentalitäten brauchen auf diesem Album nur ganz wenige notierte Vorgaben, um in jedem Stück eine Atmosphäre zu schaffen, die nachwirkt. Der Pianist Patrick Bebelaar versteht sich zwar aufs Innehalten und aufs Versponnene, aber er gibt auch den Neoromantiker, der im Bedarfsfall mal ganz unsentimental zupackt. Der amerikanische Bassist Joe Fonda (bekannt unter anderem aus der Zusammenarbeit mit Anthony Braxton) setzt sparsame, ausgesuchte, oft getupfte Akzente unter die Begleitfiguren und harmonischen Ausführungen des Klaviers. Der Mann mit den tiefen Noten hatte Bebelaar 2005 bei einem Tap-Dance-Festival in New York und schätzen kennengelernt. Noch länger ist der Tastenmann mit dem Spiel des Trompeters und Flügelhornisten Herbert Joos vertraut, der hier in fast skandinavischer Anmutung Unwirkliches in die Räume (einmal spielt er gar ein Duett mit sich selbst) haucht. Dies ist Musik, die in ihrer melancholischen Grundnote, in ihrer Entrücktheit in den Winter, den Herbst oder die ganz späten Nachtstunden passt, wenn die meisten Menschen längst ruhen und die Geister der Zwischenwelten erwachen.
Jazz Thing 6/12


Stücke wie „Love Song“ oder „Requiem“ deuten es schon an: der Stuttgarter Pianist Patrick Bebelaar und seine beiden Mitstreiter – Herbert Joos an Flügelhorn und Trompete, Joe Fonda am Kontrabass – erkunden auf ihrer Reise zwischen Schatten und Licht Gefühlswelten, Es ist eine vorsichtige, behutsame, teils zarte Herangehensweise, fernab jeglichen Bombasts. Töne stehen hier ganz für sich, bekommen Raum zum Nachklingen, was insbesondere auch die Zwischentöne schön zur Geltung bringt. Hier treffen sich drei Musiker, die das Prinzip von „Weniger ist Mehr“ zu befolgen wissen, die durch Reduktion das Potenzial der Komposition und die zum Klingen gebrachten Gefühlswelten voll ausschöpfen und Melodiebögen mit Flow und Spannkraft entwickeln. „Between Shadows And Light“ ist ein entspanntes, poetisches und romantisches Album geworden, raumgreifend, verborgenen Empfindungen nachspürend, bar jeglicher Hektik, atmosphärisch reich, immer auch ein klein wenig verspielt und mit einer leisen Lust auf schräge Töne. Es ist ein Album, das auch Freunde klassischer (Klavier)Musik gefallen dürfte.
Jazzpodium 6/12

In 2009 Fonda recorded a trio session with German pianist Patrick Bebelaar and bassoonist Michael Rabinowitz. Between Shadow and Light is a follow-up of sorts with Rabinowitz being replaced by legendary German trumpeter Herbert Joos, one of the major players in the Vienna Art Orchestra with a large number of his own releases dating back to the mid ’70s. Joos, whose soft, breathy sound seems almost to be a template for modern day trumpeters like Nils Petter Molvaer, is all over this disc. He’s complemented by Bebelaar’s strongly melodic piano with Fonda’s deep, sonorous bass both contrasting and complementing the lighter aura of the other two players nicely. Fonda’s „Small Melody For A. Schoenberg“ captures the essence of this session: a beautiful melody etched by Joos, Bebelaar’s inside-the-piano work and Fonda’s bass lending a mysterious underpinning. This session wouldn’t sound out of place in ECM’s current catalogue.
New York City Jazz Record, 11. 2012

ALL ABOUT JAZZ, ITALIA

Between Shadows and Light
Patrick Bebelaar – Joe Fonda – Herbert Joos | Double Moon – distr. Family
Affairs (2012),

Between Shadow and Light ist ein Album das sich in einer Art Niemandsland bewegt, in einer musikalischen Freizone unbestimmter Grenzen, eben zwischen Lichtern und Schatten; zwischen Improvisation und intimer Atmosphäre, zwischen melodischen Feinheiten und harmonischen Raffinessen, zwischen zwölftönigen Hommagen auf Durakkorden („Small Melody for A. Schonberg“) und fester Jazztradition („I Remember Clifford“). Es ist ein Album von grosser Anziehungskraft, sowohl in ästhetischer als auch in emotionaler Hinsicht. Dies dank eines zyklischen Arrangements, das in einem Atemzug drei verschiedene Momente umschliesst, hin zu einer Musik von universeller Inspiration, die im offenen Raume schwebt, von zeitabhängigen Konzepten befreit. Unter den zehn Stücken, die alle beachtenswert sind und die viele, sich untereinander begegnende, Facetten besitzen und jedes Mal neue Details offenbaren, ragen drei wahre Perlen heraus:
„My One and Only Love,“ vielleicht unübertroffen in der Version Johnny Hartmans
& John Coltranes, wird hier von Patrick Bebelaar mit romantischer Laune, doch unpathetisch und mit interessanten folkloristischen Anklängen, interpretiert.
Herbert Joos zeigt seine ganze Virtuosität in „Conversation with I.D.“, einem Dialog mit sich selbst und seinen Trompeten (eine davon mit Dämpfer), in einer geistvollen Atmosphäre voller Fantasie und grenzenloser Einfühlsamkeit, unter perfekter Beherrschung des Instruments. In „Stella by StarLight“ läßt Joe Fonda seinen Kontrabass in wundervoller Weise, mit dunklem und würdevollem Timbre, singen. Dabei ist der Blick auf die Lehren der Väter dieses Instruments gerichtet. Man fühlt die Sehnsucht nach der Freiheit und den sinnchärfenden Einfluss der langjährigen Auseinandersetzung mit Anthony Braxton.
(All About Jazz, Italy, Vincenzo Roggero)


Die Parameter Europas

Bebelaar, Fonda, Joos feiern Premiere im Theaterhaus
Die einen bescheinigen ihm das Virtuosenvokabular eines Skriabin und Rachmaninow, die anderen rühmen seine avantgardistischen Spieltechniken oder den Respekt und das Feingefühl, das er beweist, wenn er sich mit der musikalischen Tradition beschäftigt. Geht es um den Pianisten und Komponisten Patrick Bebelaar, geraten Presse und Publikum mitunter regelrecht ins Schwärmen. Bei den Theaterhaus Jazztagen präsentiert der gebürtige Trierer eine besondere Premiere: Am 22. April steht er zusammen mit dem Bassisten Joe Fonda und dem Trompeter Herbert Joos, Meister der fein pastelierten Klangbilder zusammen auf der Bühne.
Das hat freilich seine Vorgeschichte. Der US-Amerikaner Fonda habe mit dem süddeutschen Jazz-Urgestein Joos spielen wollen, nachdem er die CD: „The Beauty Of Darkness“ gehört hatte. Jene wiederum hatte Joos mit Bebelaar im Jahr 2004 eingespielt. Es werde mit den Parametern europäischer klassischer Musik gespielt werden. „Wir werden mit Stille und Ruhe arbeiten, aber auch mit Dynamik und Tempi.“ Eben ganz anders als beim New York Jazz, wo der Groove nach vorn durchbreche, erläuterte Bebelaar. Das liegt am Wahnsinnsdruck der Stadt. Dazu muss man wissen: Bebelaar und Fonda, dessen Bassspiel Kritiker wegen des warmen, kräftigen Sounds rühmen, lernten sich 2005 beim New York Tapfestival kennen. Doch obschon sie Kontakt hielten, konnten die beiden Musiker erst im März 2009 in New York gemeinsame Konzerte geben.
Es dauerte gerade mal zwei Monate, dann nahmen sie zusammen mit den Fagotisten Mike Rabinowitz die CD „The Four O´Clock Session“ auf – eben im Stil des New York Jazz. 2010 bildete sich dann das Trio Bebelaar, Fonda, Joos „Mit Herbert Joos ist natürlich ein eignes europäisches Programm entstanden“, betont Bebelaar. Wenn man Musik für ein Trio schreibt, wie Herbert und ich das getan haben, hat man stets bestimmte Musiker vor dem inneren Auge.“
Stuttgarter Zeitung
Der Begriff Passion schließt Leidenschaft und Leid ein, beides bestimmt die Improvisationen des Stuttgarter Pianisten Patrick Bebelaar, Anmut und Schmerz, Widerstand und Sehnsucht sind darin aufgehoben. Folgerichtig also, dass er mit einem Trio am Karfreitag aufspielt. Hauchzartes und Heftiges, Samt und Scherben finden sich auch im Spiel des Trompeters Herbert Joos. Für den Puls sorgt Joe Fonda, ein Kontrabassist aus New York, der mit seinem vollen Sound wie ein Bindemittel wirkt. Der schönste musikalische Moment entsteht, als Bebelaar piano solo über einen Jazzstandard aus den 1950ern improvisiert: „My One And Only Love“.
Stg. Nachrichten 26.4.2012


Untertürkheim – Die schöne Geschichte geht so: Roswitha Schwing vom Untertürkheimer Kulturhausverein hatte einst ihre Klavierkenntnisse bei einem netten jungen Stuttgarter Musikstudenten aufgefrischt, dessen ganz besondere Liebe dem Jazz galt. Er blieb dem Kulturtreff verbunden und kam immer wieder. Heute ist Patrick Bebelaar ein internationaler Star der Jazzszene und bringt große Namen mit, wenn er mal wieder vorbeischaut. Am vergangenen Samstag hatte er den amerikanischen Bassisten Joe Fonda im Schlepptau. Und den Trompeter und Flügelhornisten Herbert Joos, der mit dem „Vienna Art Orchestra“ berühmt wurde.
Im völlig überfüllten Saal trugen alle drei mit Eigenkompositionen zu einem Nummer für Nummer umjubelten Konzert bei. Patrick Bebelaar merkt man seine drei, vier Wurzeln an, aus denen er seinen ganzen musikalischen Saft und seine Kraft zieht. Da ist die Klassik, was bei ihm Barock bedeuten kann, Chopin oder John Cage. Manchmal malträtiert er das offene kleine Klavier wie ein Prepared Piano, hämmert durch Papier oder rupft und reißt an den Saiten herum. Er kann ins Balladeske wechseln oder in rockigen Sound, das Piano nach Keith Jarrett klingen lassen oder die Wiesen des Jazz vom Ragtime bis zum coolen Bebop abgrasen. Und er liebt Weltmusik wie den Tango.
Herbert Joos kann die Trompete und das etwas weichere Flügelhorn in saftig warmem Ton anspielen, mit und ohne Dämpfer. Er bevorzugte aber bei dieser Session sein zweites Markenzeichen, einen zarten, hauchigen, heiseren Sound. Ähnlich vielseitig ist Joe Fonda. Der zupft und streicht seinen Kontrabass nicht nur, sondern macht richtige Percussion mit ihm – und singt. Seine Stücke sind meist dem Free Jazz verpflichtet, aber auch ausdrückliche Hommages an experimentelle E-Musiker wie Karlheinz Stockhausen oder Schönberg. Mit all diesem Material improvisierte das Trio aber auch so furios, dass es eine wahre Lust war.
Martin Bernklau