QUARTETT SÜD

Es ist der Lauf der Jahreszeiten, der unserem Leben Struktur verleiht. Jede Zeit hat ihre Eigenarten, die das Jahr prägen. Jeder der Solisten steht ganz allein und unverwechselbar für sich selbst. Gemeinsam verschmelzen jedoch die künstlerischen Persönlichkeiten miteinander, so wie die Jahreszeiten ineinander übergehen. Wie der Kälteeinbruch im Frühjahr und der spätsommerliche Herbsttag brechen die Vier immer wieder klare Strukturen auf und lassen so eine einzige neue Jahreszeit entstehen. Aus diesem Gedanken entstand das außergewöhnliche QUARTETT SÜD. Das vielseitige Zusammenspiel haben alle vier Musiker über viele Jahre in unterschiedlichsten Kombinationen leidenschaftlich erprobt. Günter Baby Sommer und Patrick Bebelaar wurden für ihre gemeinsame CD (im Trio mit dem Tubisten Michel Godard) von der amerikanischen Fachzeitschrift „The New York City Jazz Record“ als „Album of the Year“ 2014 ausgezeichnet. Auch Joos und Sommer standen über die vielen Jahre ihres künstlerischen Schaffens immer wieder gemeinsam auf der Bühne. Die Zusammenarbeit von Johannes Enders und Günter Baby Sommer ist zuletzt mit der CD- Produktion „Sources“ dokumentiert. So ist es nur logisch, dass diese vier aktiven Musiker sich nun in einem gemeinsamen Quartett zusammenfinden.

Patrick Bebelaar – piano
Johannes Enders – sax
Herbert Joos – tr. flag.
Günter „Baby“ Sommer – Drums

Günter Baby Sommer ist bedeutender Vertreter des zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat. Sein musikalisches Werk beinnhaltet Beiträge zu den wichtigsten Jazzgruppen der DDR, wie dem Ernst-Ludwig-Petrowksy-Trio, dem Zentralquartett und der Ulrich Gumpert Workshop Band. Sommer traf mit so wichtigen Spielern wie Peter Brötzmann, Fred van Hove, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Cecil Taylor zusammen. Sommers Solospiel sensibilisierte ihn für Kollaborationen mit Schriftstellern wie Günter Grass. Seine Diskografie umfasst über 100 veröffentlichte Audio-Datenträger. Als Professor an der Musikhochschule in Dresden nimmt er Einfluss auf die professionelle Vermittlung des zeitgenössischen Jazz an die nachfolgenden Generationen.

Herbert Joos hat nicht nur den Jazzpreis des SWF bekommen, er hat sich auch als jahrelanger Solist des „Vienna Art Orchesters“ und des „Orchestre National de Jazz“ weltweit einen Namen gemacht. Er nahm zahlreiche CDs unter eigenem Namen auf, unter anderem auch für das renommierte Jazz-Label ECM, für das er zusammen mit den Stuttgarter Symphoniekern aufnahm. Die Liste der Musiker an deren Seite er zu hören war, ist unendlich lang. 2017 wurde Herbert Joos mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk durch das Land Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Johannes Enders ist eine der wichtigsten Stimmen am Tenorsaxofon hierzulande. Ende der 1990er Jahre gründete er sein Quartet mit Billy Hart am Schlagzeug und sein Elektro-Jazz-Projekt Enders Room/Enders Dome. Dafür wurde er u.a. mit dem Kulturförderpreis für Musik der Stadt München, dem SWR Jazzpreis, dem Weilheimer Kulturpreis und dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Als gefragter Sideman in Bands wie The Notwist, Jazz Big Band Graz, Susi Hyldgaard Band, Karl Ratzer International Septet, The Flow, Rainer Böhm Quartett, Henning Sieverts Blauer Reiter u.a. spielte er mittlerweile in allen wichtigen Clubs und Festivals und verewigte sich auf bislang über 100 CD-Einspielungen. Im eigenen Studio Enders Room produziert er Musik für Film und Fernsehen.

Patrick Bebelaar wurde im Jahr 2000 mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er komponierte im Auftrag der Internationale Bachakademie (2002, 2005, 2008), des Deutschen Literaturarchivs, der Stadt Esslingen u.v.a. Arbeitet seit vielen Jahren mit internationalen Kollegen wie Joe Fonda, Gavino Murgia, Günter Lenz, Pandit Prakash Maharaj. Spartenübergreifend trat er mit Schriftstellern wie Peter O. Chotjewitz, Peter Härtling, Oskar Pastior, Adonis auf. Konzertreisen führen ihn immer wieder nach Südafrika, Indien, Russland, die USA, Dubai und natürlich durch Europa. Bebelaar gehört zu den wichtigsten kreativen deutschen Pianisten und wurde schon mehrfach zu den „besten deutschen Pianisten“ gezählt (BNN, 2012).


Presse

„Die Schmerzgrenze der Schönheit“

„Fußball-Länderspiel hin, Biergarten- Wetter her: All das kann die vier deutschen Jazz-Koryphäen nicht davon abhalten, ein eindrucksvolles, überschäumendes Jazzkonzert abzuliefern. Auch die Besucher sind am Ende durchgeschwitzt, aber glücklich und belohnen diesen furiosen Auftritt mit stehendem Applaus.“

„… Die vier Musiker erschließen den Hörern zwischen freier Improvisation aber auch durchaus schöne Melodien, vermischen Abgehobenes mit Verspieltem, Balladeskes mit Dynamik. Der handwerkliche, physische Charakter der Musik, das Atmen und das sorgfältige Gestalten sind stets zu spüren. Das Ergebnis ist zugespitzter Modernjazz, schräge Versatzstücke, Tongemälde in waghalsiger Freejazz-Manier und das alles in durchdachten Arrangements verpackt.
Es geht darum, im Chaos das Organisierte zu entdecken, aus den kantigen Klangsplittern des Pianos oder dem Knarzen eines überblasenen Flügelhorns eine Struktur herauszufiltern… Was sich allein in dem zweiköpfigen Bläsersatz abspielt, zeugt von gewaltigen musikalischen Umtrieben, die in die Form effektvoller Arrangements gefasst werden. Ein beherrscht motorischer Kessel voll mit wohlgeordneten Gegenläufigkeiten und polyfonen Ansätzen. Obendrein wirkt das trotz aller avantgardistischer Widerborstigkeit völlig unangestrengt.“
JÜRGEN SPIESS, Reutlinger Generalanzeiger, 24.6.2017